Produktionsschule Oberschwaben

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Produktionsschule Oberschwaben

Produktionsschule ist ein Lernort, an dem Arbeiten und Lernen sich gegenseitig bedingen. Junge Menschen machen in Produktionsschulen Lernerfahrungen an „sinnbesetzten Gegenständen“ (Produktion und Dienstleistungen). Im Mittelpunkt steht eine sehr hohe Praxis- bzw. Handlungsorientierung aller Lernprozesse. Mit ihrem Konzept des praktischen Lernens machen Produktionsschulen die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen der Jugendlichen zum Ausgangspunkt. Produktionsschulen legen dabei besonderen Wert auf eigene Wirksamkeitserfahrungen und die Eigenmotivation der Lernenden.

Produktionsschulen sind Bildungseinrichtungen, die sich im Wesentlichen durch eine zielgerichtete Verschränkung systematisierter, beruflicher Qualifikation oder beruflicher Ausbildung mit erwerbsorientierter Produktion kennzeichnen. Sie enthalten ein Betriebs­modell, in dem Arbeits- oder Produktionsprozesse nach didaktischen Gesichtspunkten gestaltet und für die Lernenden fruchtbar gemacht werden.

Das pädagogische Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist geprägt durch eine respektvolle Haltung gegenüber der Person und ihrem Lebensentwurf. Dies bedeutet: empathische Zuwendung, nachvollziehbare Grenzziehung und Orientierung an Erfolg und Stärken.

Produktionsschulen sind keine pädagogischen Entdeckungen der 70er oder gar der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland, sondern haben eine europäische Genese. Das Produktionsschulprinzip wurde im späten 18. Jahrhundert „nicht in die Luft hinein konstruiert“ (Frankreich); es ist unterbaut von den Gedanken der großen Pädagogen des 18. und 19. Jahrhunderts (Franz Hilker). Bereits 1923 fand der Produktionsschulkongress des Bundes entschiedener Schulreformer in Deutschland statt. Die Nationalsozialisten verboten 1933 diese Organisation und ihre pädagogischen Bemühungen. Erst wieder im Anschluss an die sozialen Bewegungen Ende der 60er Jahre nahm die Bewegung Fahrt auf. Seit Beginn der 90er Jahre, inspiriert durch die dänischen Produktionsschulen, kam es deutschlandweit zur konkreten Einrichtung von Produktionsschulen an unterschiedlichen Orten. Aktuell stehen in Deutschland in ca. 200 Produktionsschulen 7.500 Plätze für Lernende im Jahr offen. Der Bundesverband Produktionsschulen e.V. hat 2010 Qualitäts­standards formuliert und verabschiedet, als Rahmen für die Pädagogik, Struktur und Finanzierung von Produktionsschulen.

Fakt ist: Es existiert in Deutschland noch kein einheitlicher Typus von Produktionsschulen; gleichwohl gibt es übertragbare Gemeinsamkeiten. So kann in Produktionsschulen die Schulpflicht der allgemein bildenden Schule bzw. der Berufsschule erfüllt werden. Produktionsschulen nehmen in einigen Bundesländern von Ausgrenzung bedrohte Schülerinnen und Schüler („Schulverweigerer“) ab Klasse 8 auf, bereiten sie auf die Rückkehr in Regelschulen vor und/oder vermitteln ihnen außerhalb des Regel­schul­angebotes einen staatlichen Schulabschluss. Produktionsschulen bieten auch den nicht mehr schulpflichtigen, noch nicht „ausbildungsreifen“ jungen Menschen, die im ersten Arbeitsmarkt weder eine Berufsausbildung noch eine Beschäftigung finden oder eine Ausbildung abgebrochen haben, arbeitsmarkt- und -rechtliche Anschlussperspektiven. Produktionsschulen können auch als außerbetriebliche Ausbildungsstätten und als „soziale Betriebe“ des zweiten Arbeitsmarktes im Rahmen der Nachqualifizierung fungieren. Wir finden im Ergebnis in deutschen Produktionsschule Jugendliche und junge Erwachsene also auch Flüchtlinge und Asylbewerber in einer Altersspanne von 14-27 Jahren.

Die in den letzten zwanzig Jahren gegründeten Produktionsschulen in Deutschland waren ein offenes Modell bezüglich der Konzeptionierung und in ihrer pädagogischen Praxis. Dies war wichtig, um unterschiedliche schulische und außerschulische „Produktions­schul­modelle“ zu erproben, die positive Anknüpfungspunkte mit Weiter­entwicklungs­perspektive bieten. Diese Modelle zeigten dabei eine überzeugende pädagogische Antwort auf Integrations- und Gefährdungsprobleme der jungen Menschen, als eine extrem heterogene gesellschaftliche Gruppe.

Ergänzende Informationen:

Produktionsschulen in Deutschland

Finanzierungsprobleme von Produktionsschulen in Deutschland

Qualitätsstandards für Produktionsschulen

Ansprechpartner

Projektleitung

Hans-Jürgen Bauer

07503/203-620
bauer.hans-juergen@diakonie-bgk.de

 

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